Landschaften und Menschen entlang des Karakorum Highway (KKH)
Im Norden beginnt der pakistanische Abschnitt des KKH an der chinesischen Grenze, auf dem 4.734 m hoch gelegenen Khunjerab-Pass. Von dort schlängelt sich die Straße knapp 90 km auf ca. 3.100 m hinab bis nach Sost, wo sich die Grenzstation Pakistans befindet. Weiter führt der KKH durch eine wilde und atemberaubend spekakuläre Bergwelt, dicht vorbei am 60 km langen Batura-Gletscher, dem 2. größten Gletscher außerhalb der Polargebiete.
Nach 34 km erreicht man Passu, den zentralen Ort der Volksgruppe der Wakhis. Sie waren einst Nomaden auf den Hochebenen des Pamir und sind vor etwa 400 Jahren hierher eingewandert. Sie sprechen ihre eigene Sprache und sind, wie auch die große Mehrzahl der Bewohner Hunzas Ismaeliten. Dieses nördlichste Gebiet entlang des KKH heißt Gojal. Nur gut ein Dutzend km weiter südlich liegt Gulmit, am Nordrand des Attabad Sees (dazu mehr im Artikel „Geologische und klimatische Ereignisse am KKH“).
Zwischen den beiden Orten biegt vor dem bizarren Massiv des Tupopdan nach Osten das Shimshal-Tal ab. Erst seit wenigen Jahren ist der Weg bis Shimshal per Jeep befahrbar. In diesem Bereich liegen einige anspruchsvolle, aber hochinteressante Trekking- und Bergsteigertouren. Hunza Adventure Leaders (HAL) bietet körperlich trainierten Interessenten die Möglichkeit, hier zwei jeweils über 6.000 m hohe Gipfel (Manglik Sar und Sonia Peak) zu besteigen.
Von Gulmit sind es nur noch gut 30 km bis Ganesh, der ältesten Besiedlung Hunzas und einer der wenigen Orte mit (sogar ausschließlicher) Shia-Bevölkerung. Sie behielten ihre Konfession, als die Bewohner Hunzas mit ihrem Herrscher Mitte des 18. Jhdt. nahezu vollständig zu Ismaeliten konvertierten. Vor der muslimischen Epoche waren die Menschen in den Bergen schamanisch orientiert und besonders in Hunza halten sich viele Legenden und auch Gebräuche aus jener Zeit. So ist Alkohol nicht verboten, Frauen gehen unverschleiert und haben eine weniger untergeordnete Stellung als im übrigen Islam. Auch gibt es keine Scharia. Die Sprache der Einwohner Hunza, den „Hunzukuts“ nennt sich Buruschaski und hat nach heutigen Erkenntnissen keine Verbindung (mehr) zu anderen, heute lebenden Sprachen.
Unmittelbar oberhalb von Ganesh liegt Karimabad, der Hauptstadt von Hunza und ehemaligen Sitz seines Mirs im Baltit-Fort, das beeindruckend vor der Schlucht des 7.388 m hohen Ultar gelegen ist. Traditionell werden in dem traumhaften Tal, das auf der Südseite des KKH gelegen ist, Aprikosen, Mandeln und Nüsse angebaut, neuerdings auch Kartoffeln. Hunza wird assoziiert mit dem Shangrila des berühmten Romans von James Hilton aus dem Jahr 1933. Der südliche Teil des Tals heißt Nagar, dessen Bevölkerung schiitisch ist. Direkt am KKH, kurz vor Karimabad, können Jahrtausende alte, steinzeitliche Petroglyphen bewundert werden.
Während der Jahreszeiten wandelt sich das Bild des Hunzatales mehrfach. Frühling und Herbst ragen heraus. Im Frühling begeistert die rosafarbene, paradiesische Blütenpracht der Bäume die Besucher. Und im Herbst sind es die goldenen Farbtöne, die das Tal schmücken.
Auf dem weiteren Weg auf gut ausgebauter Straße von nur ca. 2 Stunden in die 85 km entfernte Distrikthauptstadt Gilgit beeindruckt auf der Südseite des KKH der imposante Gipfel des 7.788 m hohen Rakaposhi, der den längsten Grat der Erde besitzt. An seinem Viewpoint unterwegs kann man, ohne zwischenliegende Berge oder Hügel, über 5.000 m direkt hinauf zum Gipfel blicken.
25 km vor Gilgit zweigt in nordwestlicher Richtung das wunderschöne Naltar-Tal ab. Es zählt zu den landschaftlich lieblichsten Gebieten von Nordpakistan. Hier kann man im Winter Ski laufen. Zwischen 5 – 6.000 m hohen Bergen lassen sich relativ einfache, aber lohnende Wanderungen, z.B. durch dichte Kiefernwälder zum Naltar-See, oder auch Treks durchführen. Diese führen über Pässe von über 4.500 m in die benachbarten Täler (nach Nordwesten bzw. Nordosten).
Die Stadt verfügt über einen Flughafen, eine Universität und gute Infrastruktur. Gilgit ist eine „Vielvölkerstadt“, deren traditionelle Sprache das Shina ist, die insb. im westlich gelegenen Bezirk Ghizer und auch östlich des Nanga Parbat (Astore) gesprochen wird. Keine 10 km westlich von Gilgit, nahe der Punial-Straße, befindet sich die eindrucksvolle, nahezu 1.500 Jahre alte, Felsgravur des Kargah Buddha, 4 m groß und so hoch am Berg gelegen, dass sie von Zerstörung verschont blieb. Gilgit und die nördlichen Gebieten waren während der Kushan-Periode (Taxila) von 1. bis 3. Jhdt. n. Chr. buddhistisch und blieben es noch für viele Jahrhunderte. Während des 8.Jhdt. stand Gilgit unter der Herrschaft eines tibetischen Königs.
Im ca. nur noch 1.500 m hoch gelegenen Gilgit mündet der Hunza-Fluss in den Gilgit-Fluss, der im westlich gelegenen Kafiristan entspringt. Ihm folgt man weiter auf dem KKH. Nach wenig mehr als einer Stunde gelangt man zum KKH-Monument und zum Nanga Parbat Viewpoint, von wo aus man vollen Blick auf den 8.000er Gipfel der Nanga Parbat und sein Massiv genießen kann. Ein altes Schild dort weist ihn als „Killermountain“ aus.
Etwa 4 km vor Jaglot fließt der Gilgit-Fluss in den Indus ein. Kurz vorher führt flussaufwärts entlang des Indus eine andere wichtige Straße des Nordens ins 174 km südwestlich gelegene Skardu, von wo aus die großen Treks und Besteigungen im Karakorum ihren Ausgangspunkt haben. Der Indus fließt aus dem nordindischen Ladakh nach Pakistan und ist mit 3.180 km einer der längsten Flüsse Asiens.
Will man in das Gebiet von Astore gelangen, muss man die Jaglot-Brücke überqueren. Dort beginnen die Treks und Besteigungen auf der Rupal-Seite des Nanga Parbat, von denen auch HAL 3 exquisite Touren fest im Programm hat. 42 km von Jaglot quert der KKH den Indus über die Raikot-Brücke. Von hier aus zweigt nach Süden die abenteuerliche Jeeproute zur nördlichen (Diamer) Seite des Nanga Parbat ab. HAL bietet Ihnen einen Trek und eine Bergbesteigung (Buldar Peak, 5.602 m) in der traumhaft schönen Umgebung von Fairy Meadows, oberhalb des Raikot-Gletschers, an.
Eine gute Autostunde weiter flussabwärts erreicht man Chilas, die Bezirkshauptstadt von Diamer. Als wegen der Unwetterkatastrophe 2010 (siehe Artikel „Geologische und klimatische Ereignisse am KKH“) der KKH geschlossen werden musste, blieb als einzige befahrbare Verbindung zwischen Gilgit-Baltistan und Islamabad die Fahrt über den 4.173 m hohen Babusar-Pass. Die Straße dorthin biegt in Chilas vom KKH nach Süden ab.
Kurz hinter der Stadt kommt man in den Distrikt Kohistan, nicht mehr zu Gilgit-Baltistan gehörig. Auch „Land ohne Gesetze“ genannt, gilt es bis heute als eine Art „Wild East“. Touristen haben hier jedoch wenig zu befürchten, sie erhalten Begleitschutz durch die lokalen Polizeibehörden (2015/6). Eineinhalb Stunden westlich von Chilas, trifft man unmittelbar neben dem KKH auf die berühmten Felsgravuren von Shatiyal (aus den verschiedenen Kulturepochen, von der Steinzeit bis ins 1. Jahrtausend n.Chr.), deren Existenz durch den Bau des Diamer Basha Staudamms in wenigen ein Ende gesetzt wird (siehe Artikel „Geologische und klimatische Ereignisse am KKH“).
Etwa weitere 5 Stunden braucht man bis Besham, eine von hauptsächlich Pathanen (Sprache: Pashtu) bewohnten Stadt. Üblicherweise wird hier die Fahrt von und nach Islamabad für eine Übernachtung unterbrochen. Das PTDC ist ein sehr malerisch am Indus gelegenes, gutes Hotel, welches wir ansteuern.
Kurz hinter Besham, bei Thakot, verlässt der Karakorum Highway das Industal. Ab hier werden die Berge grün und allmählich bewaldet. Die Landschaft wird lieblich. Allerdings ist nun auch das Land weitaus dichter bevölkert und der Verkehr wird dicht. Bis Mansehra, der Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts, braucht man etwa dreieinhalb Stunden. Hier ist ein guter Halt für eine Rast mit Zwischenmahlzeit. Nahe Mansehra befinden sich 3 Granitfelsen mit Edikten von König Ashoka, die in der buddhistischen Phase Indien im 3. Jahrhundert v. Chr. erstellt wurden. In Mansehra vereinigt sich die Straße mit der, aus Chilas über den Babusarpass führenden, Alternativroute. Nur über sie konnte im Sommer 2010 das Gebiet Gilgit-Baltistan mit Lebensmitteln und Treibstoff versorgt werden.
Der nächste relevante Ort auf dem Weg in die Landeshauptstadt ist Abottabad, das seinen Ruf als eine der schönsten Städte Pakistans verdient, auf Grund seiner herrlichen Lage in den sanften Vorbergen zwischen grünen Wäldern und seiner parkähnlichen Struktur. Pakistan sorgt für seine Staatsbediensteten und so ist es kein Wunder, dass die pakistanische Armee in dieser Umgebung ihre militärischen Führungskräfte ausbilden lässt.
Von Abottabad bis zur „Doppelstadt“ Islamabad und Rawalpindi sind es kaum noch 2 Stunden. Etwa 40 km vorher stößt man auf die Ruinen von Taxila. Taxila war im 6. Jhdt. Die Metropole des Gandhara-Reichs, und blühte erneut während der graeco-baktrischen Periode um 180 v. Chr. und im Kushan-Reich 100 n. Chr. Die Ausgrabungen von Taxila umfassen die beeindruckende Fläche von 25 qkm. Ein großartiges Museum und Ruinen in einem größeren Umfeld können hier besichtigt werden. Auf einigen unserer Touren bringt Sie HAL an diesen großartigen Ort der menschlichen Kulturgeschichte.
Von Taxila aus ist es lediglich noch eine letzte halbe Stunde Fahrt. Dann hat man Islamabad erreicht.