Der Karakorum Highway (KKH)

Alle unsere Reisen in die Berge Nordpakistans führen, wenigstens auf einer der Strecken von Hin- oder Rückfahrt, durch die gewaltige Indusschlucht über den berühmten Karakorum Highway, einem wesentlichen Teilstück (Nord-Süd-Verbindung) der uralten Seidenstraße. Dieser Weg gehört zu den spektakulären Straßen der Erde. Er quert die eurasische und indische Kontinentalplatte und berührt genau den Punkt, an dem sich drei der gewaltigsten Gebirgsketten unseres Planeten berühren: Himalaya, Karakorum und Hindukusch. Von dort aus hat man einen freien Blick auf einen der berühmtesten der vierzehn 8.000er Gipfel, den Nanga Parbat. Die Fahrt stellt ein unvergessliches Erlebnis dar, nicht nur heute, sondern seit Jahrtausenden, seitdem Menschen auf diesen Weg reisen.

Der Karakorum Highway verbindet den Südosten Chinas (Xinjiang) von Kashgar aus mit Islamabad-Rawalpindi, der Ebene des Punjab im Norden von Pakistan. Er beginnt auf pakistanischer Seite auf dem nahezu 5.000 m hohen Khunjerab-Pass und endet in Abottabad, das eine gute Anbindung an die nur noch ca. 50 km entfernte Hauptstadt hat.

Vor dem Ausbau, bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts war die ursprüngliche Straße eine an vielen Stellen schwierige Strecke mit Engstellen und schwindelerregenden Felsstürzen. Flüsse mussten auf abenteuerliche Weise überquert werden, denn Brücken, etwa über den Indus, waren früher außerhalb der technischen Möglichkeiten. Daneben musste der Weg ständig umgebaut oder erneuert werden, denn Felsstürze, besonders während der Schneeschmelze im Frühjahr oder zur Monsunzeit, geschehen immer und zwingen auch heute noch, den Highway laufend zu reparieren.

Seit Jahrtausenden sind auf diesem Wege Menschen gereist, meist mit Karawanen, um Handel zu treiben. Berühmt sind geworden sind Aufzeichnungen buddhistischer Pilger, die vom Norden zum indischen Subkontinent zogen, um möglichst viele der ursprünglichen Lehren zu sammeln und originalgetreu mit nach Hause zu führen. Das Gebiet Gilgit-Baltistan war zwischen ca. dem 8. bis zum 15. Jahrhundert buddhistisch geprägt. Die Menschen dieser Zeit hinterließen uns Petroglyphen (Felsgravuren), die insb. südlich von Chilas besichtigt werden können. Aber auch eine große Zahl von steinzeitlichen Gravuren findet sich am KKH, u.a. in Hunza; dazu mehr im Abschnitt über das Diamer Basha Dam Projekt. Noch heute leben entlang dieses Weges eine Vielzahl von Volksgruppen mit unterschiedlichen Sprachen, Glauben (es gibt z.B. heute noch praktizierende Schamanen, die Bitans genannt werden) und Herkunft.

Das Klima entlang des KKH ist, je nach Höhenlage und Entfernung von den Ebenen Pakistans, unterschiedlich. Im Süden und in der Indusschlucht ist es im Sommer brütend heiß (über 40 Grad) und sehr mild im Winter. Dieser Bereich ist auch den jährlichen Monsunregenfällen ausgesetzt. Bereits Gilgit erreicht der Monsun nicht mehr. Hier regnet es relativ gleichmäßig über das Jahr und nur an wenigen Tagen im Monat. Es wird nicht mehr so heiß, aber es schneit hier auch selten, auf etwa 1.500 m Höhe. Die Temperaturverläufe von Hunza können mit denen von Deutschland gut verglichen werden. Dort kennt man angenehm warme Sommer, ausgeprägte Übergangsperioden im Frühling und Herbst sowie Winter mit Schnee, bei noch erträglichen Frost. Weiter nach Norden, in Gojal und bis zum Khunjerab-Pass wird es immer kühler. Dieser bleibt während der Winter- und nachfolgenden Taumonate üblicherweise von Ende November bis Anfang Mai, wegen Schnee und Kälte, gesperrt.

Der heutige Karakorum Highway wurde in einer pakistanisch-chinesischen Kooperation 1959 begonnen, 1978 fertiggestellt (pakistanische Seite) und im folgenden Jahr für den Verkehr freigegeben und in der Folge als „8. Weltwunder“ gepriesen. Bis Kashgar besitzt er eine Länge von 1.284 km. Seine Errichtung gilt als Meisterleistung, angesichts der gewaltigen Herausforderungen, die überwunden werden mussten. Leider war der Blutzoll hoch. Nach offiziellen Angaben verloren 810 pakistanische und 82 chinesische Arbeiter ihr Leben (andere Quellen sprechen von ca. 200). 1986 wurde die Grenze zu China auf dem 4.693 m hohen Khunjerab-Pass für den Tourismus geöffnet. Zu jener Zeit war allerdings die Straße auf der chinesischen Seite nach Kashgar noch unter Konstruktion.

Eine unserer Touren („Seidenstraße“) führt Sie den kompletten Weg von Kashgar bis nach Islamabad. Der Autor dieses Artikels und seine Frau hatten 1986 das Glück, diese Route reisen zu dürfen, in den ersten Monaten nach der Grenzöffnung für Ausländer (außer Pakistanis und Chinesen). Seit dieser Zeit sind beide viele Male wiedergekommen und haben, verzaubert von der unglaublichen Natur und der Gastfreundschaft der Menschen, ein Stück neue Heimat gewonnen.

Wir haben Ihnen in zwei weiteren Artikeln, hier auf unserer Webseite, einige ausgewählte Informationen zu den Landschaften und Menschen entlang des Karakorum Highways und zu wichtigen geologischen und klimatischen Ereignissen der letzten Jahre zusammengestellt, damit Sie sich eine bessere Vorstellung von unserer beeindruckenden Heimat machen können. Natürlich kann diese Information nicht annähernd erschöpfend sein. Bei weiterem Interesse verweisen wir Sie an die Literatur zu diesem Gebiet oder empfehlen Ihnen, die zahlreichen Beiträge im Internet zu recherchieren.

 
Hunza Adventure Leaders ℅ · Pologround Road · Skardu Baltistan · englische Website: hunzaadventureleaders.co